Antibiotika: Wann nimmt man sie?


Antibiotika sind eine der bedeutendsten Entdeckungen der Medizingeschichte. Bei schweren Erkrankungen können sie Leben retten, doch nicht selten werden sie zu Unrecht bei leichten Infektionen eingesetzt, wie Erkältungen oder Husten. Diese kann der Körper selbst bekämpfen. Der übermäßige und teils unnütze Einsatz von Antibiotika macht diese Medikamente langfristig wirkungslos.


Was ist ein Antibiotikum?

In ihrer ursprünglichen Form sind Antibiotika natürlich gebildete Stoffwechselprodukte von Pilzen oder Bakterien. Zwar gibt es viele verschiedene antibiotische Stoffe, die größtenteils von natürlichen Substanzen abgeleitet, oder aber auch synthetisch hergestellt werden, das bekannteste Mittel ist aber immer noch das aus einem Schimmelpilz gewonnene Penicillin. Da Antibiotika eine rein antibakterielle Wirkung haben, helfen sie nicht in der Behandlung von Infektionen, die durch Viren oder sonstige Krankheitserreger ausgelöst werden.

 

Häufig ist der krankheitsauslösende Bakterienstamm nicht genau auszumachen. In diesen Fällen wird zur Behandlung meist ein sogenanntes Breitspektrum-Antibiotikum verordnet. Dieses greift unterschiedliche Bakterienarten an und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer raschen Heilung. Bei anderen Erkrankungen hingegen ist der Auslöser bekannt und kann gezielt mit einer darauf abgestimmten Antibiotikaart therapiert werden.

Antibiotika-Resistenz

Seit jeher kämpfen die Forscher gegen eine steigende Resistenz der Bakterien auf Antibiotika. Werden sie unsachgemäß und missbräuchlich verwendet, so verlieren sie ihre Wirkung. Die krankheitsauslösenden Bakterien werden widerstandsfähiger und reagieren nicht mehr auf die Behandlung. Dies hat eine Verlängerung der Krankheitsperiode zur Folge – unter Umständen sogar Lebensgefahr.

 

Die Resistenz gegen Antibiotika stellt gar eine weltweite Bedrohung dar: Die Zahl der Todesfälle aufgrund der stets wachsenden Widerstandsfähigkeit wird allein in Europa auf 25.000 Personen geschätzt. Verbessert sich die Situation nicht, so könnte die Antibiotika-Resistenz bis zum Jahr 2050 rund 10 Millionen Menschenleben kosten. Einzige Möglichkeit, einer steigenden Widerstandsfähigkeit vorzubeugen ist, Antibiotika seltener und vor allem gezielter einzusetzen. Die Medikamente helfen nur bei der Behandlung bakterieller Infektionen. Wird eine Erkrankung durch Viren ausgelöst, so sind sie wirkungslos.

Unterschiedliche Antibiotika

Vor der Behandlung sollte möglichst herausgefunden werden, welcher Bakterienstamm die Infektion ausgelöst hat. Zum einen ist nicht jedes Antibiotikum wirksam gegen sämtliche Bakterien und zum anderen leben im Körper nützliche Bakterien, die geschützt werden müssen, z.B. in der Darmflora.

 

Wenn geklärt ist, um welche Bakterien es sich handelt, so kann der Arzt ein Schmalspektrum-Antibiotikum verordnen. Dieses greift gezielt nur den betreffenden Bakterienstamm an. Anderenfalls wird ein Breitspektrum-Antibiotikum verordnet, welches leider mehrere verschiedene Bakterienstämme zerstört.

Selbstverantwortlich handeln

Durch eine zu häufige Einnahme von Antibiotika werden immer mehr Bakterienstämme resistent gegen diese Medikamentengruppe. Manche Krankheiten, die heutzutage relativ leicht zu behandeln sind, werden in Zukunft möglicherweise eine längere Heilungszeit benötigen oder können fatale Folgen haben. Ohne wirksame Antibiotika erweisen sich zahlreiche Behandlungen zunehmend als gefährlich. Nach chirurgischen Eingriffen, aber auch im Rahmen einer Chemotherapie, spielen bestimmte antibiotische Medikamente eine wichtige, teils lebensrettende Rolle in der Vorbeugung von Infektionen.

 

Um die steigende Widerstandsfähigkeit der Bakterien zu verhindern, ist es wichtig, Antibiotika genau nach Anweisung des Arztes einzunehmen, d.h.

  • in der verordneten Dosierung;
  • zu den vorgegebenen Einnahmezeiten
  • während der gesamten vorgesehenen Behandlungsdauer.

Nur wenn diese Anweisungen befolgt werden, können alle schädlichen Bakterien im Körper zerstört werden. Bei einer unsachgemäßen Einnahme ist es möglich, dass einige Erreger überleben, sich wieder vermehren und resistent werden.

 

Grundsätzlich ist es sinnlos, Antibiotika vorbeugend einzunehmen um sich vor einer Erkrankung zu schützen. Im Gegenteil: ein solches Verhalten erhöht das Risiko einer Resistenz und kann langfristig die Wirkung der Medikamente einschränken. Nur in ganz seltenen Fällen werden sie prophylaktisch verordnet, so z.B. wenn jemand in Kontakt mit einer Person gekommen ist, die an einer bakteriellen Hirnhautentzündung erkrankt ist.

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Werden Sie ein "Antibiotika-Guardian"

2014 wurde in Großbritannien die Kampagne „Antibiotic Guardian“ gegründet. Mit ihren Aktionen fordern die Organisatoren die Bevölkerung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika auf, indem sie über die Gefahren eines übermäßigen Konsums und einer daraus resultierenden Antibiotika-Resistenz informieren. Inzwischen wurde die Initiative auf mehrere Länder ausgedehnt – auch Belgien beteiligt sich daran. Ziel ist es, die Mitbürger zu animieren, ein „Antibiotika-Wächter“ zu werden und die eigene Einstellung zu Antibiotika zu überdenken. Wer sich an der Kampagne beteiligen möchte, kann sich auf der Website (auch auf Deutsch verfügbar) als „Antibiotika-Wächter“ eintragen und seine persönlichen Beweggründe angeben, die ihn dazu veranlassen, möglichst selten Antibiotika einzunehmen.