Alarmierender Antibiotikakonsum: In Belgien höher als der EU-Durchschnitt


In Europa macht sich eine besorgniserregende Resistenz gegen Antibiotika breit. Diese Entwicklung gilt als eine der größten Gefahren und Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit. Deshalb organisiert die WHO jedes Jahr eine Sensibilisierungskampagne, mit deren Hilfe ein verantwortungsvollerer Umgang mit Antibiotika erzielt werden soll.


Problematik: Antibiotika-Resistenz

Antibiotika werden zur Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt. Bei der Behandlung von Virusinfektionen jedoch, wie bspw. Grippe, akuter Bronchitis oder einer Erkältung haben sie keinerlei Wirkung. Auch eine vorbeugende Einnahme von Antibiotika ist sinnlos. Werden Antibiotika fehlerhaft, übermäßig und missbräuchlich verwendet, verlieren sie ihre Wirkung: Die Bakterien werden widerstandsfähiger und reagieren nicht mehr auf die Behandlung. Dies ist fatal denn z.B. nach chirurgischen Eingriffen oder im Rahmen einer Chemotherapie haben bestimmte antibiotische Medikamente eine wichtige, ja sogar lebensrettende Rolle.

Antibiotikaverbrauch hierzulande: Eine gute und eine schlechte Nachricht

Der Landesbund der Freien Krankenkassen hat den Einsatz von Antibiotika anhand der Erstattungen von ca. 2 Millionen Mitgliedern untersucht. Dabei sind anonymisierte Daten bezüglich der Entwicklung der Krankheiten, Erkenntnisse zu den Personengruppen und über die verschreibenden Mediziner mit in die Untersuchungen eingeflossen.

 

Die gute Nachricht: Die Studien zum Antibiotikaverbrauch ergeben, dass der Antibiotikaeinsatz in diesem Jahr niedriger ist als es im Jahr 2016 der Fall war. Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass die Antibiotikaverwendung hierzulande höher ist als der EU-Durchschnitt, wieder höher liegt als im Jahr 2019 und in diesem Jahr doppelt so hoch ist wie z.B. in den Niederlanden.

Kurzer Rückgang während der Corona-Pandemie

In den Jahren der Corona-Pandemie war ein Rückgang der Antibiotikaverschreibungen zu beobachten. Dieser Rückgang lässt sich u.a. durch die Maßnahmen während der Pandemie erklären: strikte Handhygiene, Einschränkung von Kontakten und das Tragen eines Mundschutzes. Inzwischen jedoch ist der Antibiotikaverbrauch wieder etwa so hoch wie vor der Corona-Pandemie.

Die Hauptanwender von Antibiotika

Personen, die am häufigsten Antibiotika einnehmen, sind vor allem:

  • Kinder unter 5 Jahren,
  • chronisch Kranke,
  • Personen, die in einer stationären Pflegeeinrichtung leben.

Die Untersuchungen zeigten zudem, dass Frauen häufiger Antibiotika einnehmen als Männer.

Kinder unter 5 Jahren

Kleinkinder erhalten am häufigsten Antibiotika. Die Gründe dafür sind häufig Atemwegs- oder Innenohrinfektionen.

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Es ist wichtig, die Anweisungen Ihres Arztes zu befolgen

 

Zwar soll der Antibiotikakonsum im Allgemeinen reduziert werden, wenn jedoch die Einnahme eines Antibiotikums für Sie notwendig wird, müssen Sie dieses genau nach Anweisung des Arztes einnehmen; dies gilt auch für Kinder:

  • in der verordneten Dosierung;
  • zu den vorgegebenen Einnahmezeiten;
  • ohne Auslassen einer Einnahme;
  • während der gesamten vorgegebenen Behandlungsdauer.

Auch sollten Sie nie eine Antibiotikabehandlung ohne ärztliche Zustimmung bzw. Verschreibung beginnen. Übrig gebliebene Antibiotika sollten daher nicht aufbewahrt werden! Bringen Sie Restmengen immer zur Apotheke zurück.

Wie kann der Antibiotikaeinsatz verringert werden?

Neben der Einhaltung gewisser Richtlinien durch die verschreibenden Ärzte können auch präventive Maßnahmen dazu beitragen, den Einsatz von Antibiotika zu verringern.

Präventive Maßnahmen

Weniger Antibiotika sind erforderlich, wenn es gelingt, die Übertragung von Infektionen zu vermeiden. Beispielsweise kann eine gute Handhygiene und ein korrektes Verhalten beim Husten (in die Innenseite des Ellenbogens oder das Bedecken von Nase und Mund mit einem Papiertaschentuch) schon dazu beitragen.

Was noch getan werden könnte

Der Landesbund der Freien Krankenkassen fordert einen bewussteren Umgang mit Antibiotika, vor allem im Hinblick auf deren Verschreibung, sowie eine gewisse Überwachung des Verschreibungs- und Anwendungsverhaltens. Sinnvoll könnte es auch sein, Teams für ein „Antibiotikamanagement” aufzubauen, wie bspw. in stationären Pflegeeinrichtungen.