Selbstliebe? Alles andere als egoistisch!
10.10.2025Wer mental resilient ist, hat das Glück, ein hohes Maß an Selbstakzeptanz in sich zu tragen. Ein Zeichen von Ich-Bezogenheit? Ganz im Gegenteil: Selbstliebe führt zu mehr Gelassenheit und Mitgefühl – für sich selbst und für andere. Warum das so ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist Selbstliebe?
Personen, die sich selbst akzeptieren, können sich selbst freundlicher und mitfühlender begegnen. Sie können es gut mit sich selbst aushalten, sich um sich selbst kümmern, haben eine realistische Selbstwahrnehmung und sind fähig, gesunde Grenzen zu setzen. All das führt zu mehr Zufriedenheit und gesunden Beziehungen mit anderen Menschen. Ja genau – Selbstliebe ist im Prinzip das Gegenteil von Egoismus. Sie schafft eine Balance zwischen absoluter Ich-Bezogenheit und toxischer Selbstabwertung.
Warum ist Selbstliebe wichtig?
- Schutz vor Burnout: Wenn wir uns selbst ernst nehmen, unsere Bedürfnisse erkennen und Grenzen setzen, verhindern wir Überlastung.
- Gesunde Beziehungen: Wer sich selbst liebt, zieht automatisch gesündere Beziehungen an, die auf Gegenseitigkeit, Vertrauen und Wertschätzung basieren.
- Emotionale ResilienzFähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen bzw. sich von ihnen zu erholen, psychische Widerstandskraft. Mehr: Selbstliebe stärkt unsere innere Widerstandskraft. Wir können Rückschläge und Kritik besser verkraften, weil wir unseren Selbstwert nicht von äußeren Umständen abhängig machen.
- Authentisches Leben: Wer sich selbst liebt, lebt nach seinen eigenen Überzeugungen, trifft bewusste Entscheidungen und handelt nicht nach fremden Erwartungen.
Wie erkenne ich mangelnde Selbstliebe?
Fehlende Selbstliebe kann sich auf ganz unterschiedliche Weise zeigen. Oft liegt hinter diesen Verhaltensweisen der Wunsch, sich für das Umfeld unangreifbar zu machen. Betroffene errichten gewissermaßen einen Schutzwall und distanzieren sich emotional von ihren Mitmenschen – was sie für andere schwer erreichbar und wenig greifbar macht. Die daraus entstehende Reaktion des Umfelds wiederum bestätigt sie in ihrem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen – doch dafür müssen zunächst die eigenen Anzeichen erkannt werden.
- Perfektionismus und innerer Druck: Erst, wenn alles fehlerfrei ist, fühlt man sich gut genug. Pausen sind ein Zeichen von Schwäche und offenbaren vermeintlich das eigene Unvermögen, sodass man ständig das Gefühl hat, sich beweisen zu müssen.
- Übertriebene Selbstkritik und keine Annahme von Komplimenten: Die eigene innere Stimme wertet ständig ab. Ein Kompliment kann nur schwer angenommen werden, weil es selbst innerlich nicht empfunden wird.
- Unfähigkeit, Grenzen zu setzen: Aus Angst vor Ablehnung werden eigene Bedürfnisse hintenangestellt.
- Sucht nach Bestätigung und Versagensangst: Durch Anerkennung von außen fühlt man sich erst wertvoll. Man hat das Gefühl, sich beweisen zu müssen, aus Angst, sonst zu versagen.
- Ständiger Vergleich und emotionale Abhängigkeit: Der eigene Wert wird daran gemessen, was andere haben, machen und können. Und das eigene Glück ist davon abhängig, wie andere einen behandeln oder ob sie einen mögen.
Selbstliebe vs. Narzissmus
Selbstliebe und Narzissmus sind nicht gleichzusetzen. Ein gewisses Maß an narzisstischen Anteilen trägt jeder Mensch in sich – sie können im Prozess der Selbstakzeptanz ein gesunder Teil der Persönlichkeitsentwicklung sein.
Manche Menschen mit fragilen Selbstwertgefühlen verstecken sich hinter einer narzisstischen Fassade, um ihre Unsicherheit durch Überlegenheit, Kontrolle oder Bewunderung anderer zu stabilisieren. Das schadet meist der betroffenen Person selbst – etwa durch übermäßige Selbstkritik, Rückzug oder emotionale Abhängigkeit.
Pathologischer Narzissmus hingegen wird häufig auf Kosten anderer ausgelebt, z.B. durch Manipulation, Abwertung oder fehlende Empathie. In beiden Fällen fehlt es an echter, stabiler Selbstliebe – nur zeigt sich dieser Mangel auf unterschiedliche Weise.
Wie stabilisiere ich meine Selbstliebe?
- Bedürfnisse wahrnehmen: Achten Sie auf Körper und Geist, gönnen Sie sich Pausen.
- Grenzen setzen: Sagen Sie Nein, wenn nötig, und schützen Sie Ihre Energie.
- Freundlicher innerer Dialog: Sprechen Sie mit sich selbst wie mit einem guten Freund.
- Selbstfürsorge: Planen Sie kleine Rituale, Bewegung und Entspannung regelmäßig in Ihren Alltag ein.
- Erfolge anerkennen: Feiern Sie auch kleine Fortschritte.
- Vergleiche vermeiden: Konzentrieren Sie sich auf Ihren eigenen Weg.
- Authentisch leben: Treffen Sie Entscheidungen nach Ihren Werten.
- Unterstützung nutzen: Sprechen Sie über Zweifel mit Freunden oder Experten.