Jeder vierte Belgier ist chronisch krank


Etwa 25 % der belgischen Bevölkerung leidet an chronischen Krankheiten, welche rund 70 % der gesamten Gesundheitsausgaben ausmachen. Das zeigt nun eine Studie des Landesbundes der Freien Krankenkassen.


Ausgaben 7-mal höher für chronisch Kranke

Zwischen 2010 und 2018 stieg die Anzahl der Belgier, die an einer chronischen Krankheit leiden (bspw. Diabetes oder Bluthochdruck) von 23,7 % auf 24,9 %. Gleichzeitig sind die Gesundheitsausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für chronisch Kranke um 17 % gestiegen und erreichten pro Person durchschnittlich 6.129 € jährlich. Die Ausgaben machen derzeit etwa 70 % der gesamten Gesundheitsausgaben aus und sind damit 7-mal so hoch wie für Menschen ohne chronische Krankheiten.

 

Auch die Wahrscheinlichkeit, dass chronisch Kranke ins Krankenhaus eingeliefert werden, ist 3- bis 4-mal höher.

Wer ist besonders von chronischen Krankheiten betroffen?

Die Wahrscheinlichkeit, an einer chronischen Krankheit zu erkranken, steigt mit dem Alter. Mehr als 60 % der Personen im Alter von 60 bis 79 Jahren leiden an mindestens einer chronischen Krankheit. Bei den über 80-Jährigen steigt diese Zahl auf 80 %. Diese sind oft von mehreren chronischen Krankheiten gleichzeitig betroffen (Komorbidität).

Chronische Krankheiten und Covid-19

Wissenschaftlichen Studien zufolge erhöhen bestimmte chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes das Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken oder durch das Virus zu sterben. Tatsächlich weisen 73 % der eingewiesenen Covid-19-Patienten mindestens eine chronische Krankheit auf.

Empfehlungen

Prävention ist wichtig

In Belgien wird nur etwa 2,2 % des Gesundheitsbudgets für die Prävention chronischer Krankheiten vorgesehen. Der europäische Durchschnitt liegt bei 3 %. Sensibilisierung der Bevölkerung über gesunde Ernährung und Lebensumstände, Bewegungsförderung und gute Arbeitsbedingungen könnten dazu beitragen, die Lebensbedingungen chronisch Kranker zu verbessern. Hierzu wären aber mehr finanzielle Mittel als bisher erforderlich.

 

Eröffnung einer umfassenden elektronischen globalen medizinischen Akte

Der Landesbund empfiehlt außerdem allen chronisch Kranken, durch ihren behandelnden Hausarzt eine elektronische „Globale Medizinische Akte“ führen zu lassen. Denn es ist für sie ratsam, das Teilen von Gesundheitsdaten zwischen Pflegeleistenden zu erlauben. Dadurch wird eine bessere Prävention und Behandlung chronischer Krankheiten ermöglicht.

Nutzung der Telekonsultation

Ob Corona-Pandemie oder nicht – chronisch kranke Menschen sollten dazu ermutigt werden, die ihnen zur Verfügung stehenden Angebote zu nutzen, um eine kontinuierliche Versorgung durch ihre Pflegeleistenden zu gewährleisten. Dazu gehört auch die Fernberatung per Telefon oder Video.

Umfassende Gesundheitsversorgung

Ein umfassendes Versorgungs- und Betreuungssystem würde es ermöglichen, die Pflege besser zu koordinieren, die der chronisch Kranke in Anspruch nehmen muss (Arzt, Kinesitherapeut, Psychologe usw.). Insbesondere ist es wichtig, dass die Behandlungsabfolge zwischen den Pflegeleistenden und dem Ort der Pflege (sei es zuhause oder im Krankenhaus) verbessert wird.