Welche Ansätze werden derzeit in der Krebsforschung verfolgt?
15.05.2025Europaweit erhalten jedes Jahr rund 3,2 Mio. Menschen die Diagnose Krebs. Zwar haben Prävention und Behandlungsformen wie Chirurgie, Strahlen- oder Chemotherapie in der Vergangenheit bereits ihre Wirksamkeit bewiesen, dennoch ist es der Menschheit bisher nicht gelungen, ein allumfassendes Heilmittel gegen den Lebensdieb Krebs zu finden.
Glücklicherweise schläft die Krebsforschung nicht und arbeitet unaufhörlich im Kampf gegen den intelligenten Überlebenskünstler. Im Folgenden reißen wir einige der aktuellsten belgischen Innovationen an.
Personalisierte Krebstherapie
Das Wachstum von Krebszellen ist an zahlreiche Steuermechanismen im Körper gebunden und jeder Tumor weist einzigartige Eigenschaften auf. Die klassischen Therapieformen wurden entwickelt, um diese Mechanismen zu hemmen, doch ihre individuelle Wirksamkeit lässt sich oft erst im Laufe einer Behandlung feststellen.
Um unnötige, aggressive Therapien zu vermeiden, wird zunehmend an personalisierten Therapieansätzen geforscht. Führend im Bereich der personalisierten Onkologie sind die KU und UZ Leuven, aber auch die Universität Gent und das Institut Jules Bordet (Brüssel).
Die Ansätze sind sehr vielfältig – sie reichen von Tests an Lebendmodellen wie Mäusen über genomische Sequenzierung bis hin zu 3D-gezüchteten Gewebemodellen. Das Hauptziel all dieser Methoden ist es, die spezifische Krebszelle des betroffenen Patienten zu rekonstruieren. Während der Zellreifung außerhalb des Körpers können verschiedene Medikamente getestet werden, um herauszufinden, welche tatsächlich einen Nutzen im Kampf gegen die individuellen Krebszellen haben.
Neue Entwicklungen in der Immuntherapie
In der Krebsimmuntherapie wird das Immunsystem des Körpers gestärkt, um gegen Krebs anzukämpfen. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, können unterschiedliche Methoden angewandt werden.
Ein Ansatz, die sogenannte adoptive T-Zell-Therapie, beinhaltet das Züchten im Labor von T-Zellen (das sind Immunzellen, die Krebszellen abtöten können). Diese werden dem Patienten dann injiziert. Die Therapieform hat sich als äußerst wirksam im Kampf gegen hämatologische Krebserkrankungen (das Blut, Knochenmark oder Lymphsystem betreffend) erwiesen, jedoch ist die Wirksamkeit bei festen Tumoren begrenzt. Man nimmt an, dass die Mikroumgebung im Tumor das Eindringen der T-Zellen verhindert und sie machtlos macht.
Im De Duve Institute der KU Leuven wird einer Strategie für die adoptive T-Zell-Therapie bei soliden Tumoren nachgegangen. Die Strategie wurde an Mäusen erprobt und ist an einer ganzen Reihe von Tumormodellen wirksam, einschließlich solcher, die als extrem resistent gegenüber immuntherapeutischen Interventionen gelten.
Ursachenforschung
In der Ursachenforschung geht es darum, die Entstehungsfaktoren einer Krebserkrankung auszumachen und durch unterschiedliche Ansätze zu bekämpfen. In Belgien ist neben den o.g. Akteuren auch das belgische Institut für Gesundheit Sciensano, beteiligt. Im Fokus dieser Institute stehen folgende Ansätze:
- Risikofaktoren: In der Epigenetik werden Genaktivitäten unter die Lupe genommen, die nicht durch die Veränderung von Gensequenzen verursacht, sondern durch Umwelt und Lebensstil beeinflusst werden und so die Entstehung von Krebszellen begünstigen.
- Präventionsstrategien: Nach Ausmachen der größten Risikofaktoren werden Programme zur Förderung eines gesünderen Lebensziels und zur Minimierung der Risikofaktoren ausgearbeitet.
- Früherkennung: Screeningprogramme werden optimiert, um Krebs in frühen, behandelbaren Stadien zu erkennen.
- Epidemiologische Studien: Es werden Daten zur Häufigkeit und Verteilung von Krebsarten in der Bevölkerung erhoben und analysiert, um Muster und Risikogruppen zu identifizieren.
Weitere Innovationen
Weitere vielversprechende Entwicklungen sind außerdem die Flüssigbiopsie und KI-gestützte Diagnostik. Solche Neuheiten können nach reichlicher Erprobung in der Krebsprävention und Früherkennung eingesetzt werden.
Derzeit ist die KI-gestützte Diagnostik im Testeinsatz und analysiert Tumorbilder, genetische Daten sowie die gesamte Krankheitsgeschichte eines Patienten, um daraufhin eine geeignete Therapie vorzuschlagen.
Aussichtsreich ist auch der Ansatz der Flüssigbiopsie, der sich gerade noch in der Entwicklungsphase befindet. Hierbei sollen Tumor-DNA oder zirkulierende Tumorzellen bereits im Blut erkannt werden, statt wie bisher im Gewebe. Der Einsatz ist minimalinvasiv und ermöglicht eine bessere Verlaufskontrolle sowie Frühdiagnose.